31-03-07

Leise schlängelte sich etwas Wasser durch eine flache Rinne eines Steines. Jahrhunderte, Jahrtausende hatte dieses kleine Quellchen gebraucht um sich diesen Weg zu sichern. Jede Minute baute es ein minimalst kleines Partikelchen des Steines ab und nahm es mit. Weg, weit weit weg. Es transportierte es über Hunderte von Kilometern. Durch viele, teils sehr grosse und gefährliche Flüsse bis man das Partikelchen endlich im Meer wieder freigab und aussetzte. Und dort, im weit entfernten Meer liessen sie es auf den tiefen Meeresboden sinken und meinten damit es ein für alle mal aus dem Weg geschafft zu haben. Damit es ihnen ja nie wieder den Weg an die frische Luft versperren konnte oder sogar das Tageslicht verwehren.

Das Quellchen hatte aber auch wirklich viel zu bestaunen gehabt nachdem es einst, eben vor vielen Tausend Jahren mehr per Zufall als aus Absicht neugierig über den Stein zu fliessen begann. Und dieses Erlebnis, das Licht der Erde und alles drum herum wahrzunehmen wollte es sich nicht mehr nehmen lassen. Es war schon eine ziemliche Sensation als es den mächtigen Berg hinter sich wahrnahm. Das Quellchen konnte gar nicht glauben, dass es aus dem inneren eines solch massiven und riesigen Berges hat herauskommen können. Aber es beschwerte sich nicht, dass es so klein war. Es dachte vielmehr, dass es sicher ein Vorteil ist. Es vermeinte, dass die meisten es daher übersehen und in Ruhe lassen werden.
Nicht aufgefallen dabei war dem Quellchen, dass in den vergangenen Jahren eine Art Nachbar bekommen hatte. Ein junges Wesen aus Fleisch und Blut hatte sich immer wieder in dessen Nähe eingefunden und sich auf dem Stein einen Ruheplatz gefunden.

Dieser Nachbar war Zamuel. Für das Quellchen war er sehr jung und leicht zu übersehen. Auch wenn das Quellchen nur sehr klein war und es eigentlich mit noch viel kleineren Dingen sich beschäftigte, so hatte es doch Probleme Sachen wahrzunehmen welche so schnell waren, dass sie noch nicht einmal ein Jahrhundert an einem Ort verweilten. Das Quellchen hätte sich also schon sehr konzentrieren und nach etwas suchen müssen, wenn es diese kleinen Zeitspannen hätte wahrnehmen wollen in denen Zamuel sich bei ihm zu Besuch befand.

Zamuel war ein stattlicher Mann. Nicht mehr der jüngste, aber dennoch stand er im Besitz seiner vollen Kräfte und war agil und stark. Er sorgte für seine Familie, sowie seine Frau und seine Tochter sehr gut mit Pfeil und Bogen, aber auch wenn nötig dem Messer in der Hand. Kurz, er war ein guter Jäger. Umso weniger erwartete man, und auch er selber, dass er sich teils stundenlang zurückzog und einfach auf einem Stein legte. Den Himmel, die Bäume, die Wolken, die Steine, alles um ihn herum, auch die Stille, in sich aufzunehmen und die Gedanken fliegen zu lassen. Anfangs war er an diesen Ort gekommen, um über seine Tochter nachzudenken. Es war sehr schwer für ihn. Zamuel hielt sich immer für einen sehr direkten und starken Mann. An Philosophie oder Kunst lag ihm nie etwas. Solche Sachen waren in seinen Augen für andere. Er brauchte etwas handfestes und kam mit diesen Hirnakrobtiken nicht zurecht. Umso mehr war es für ihn von Bedeutung, dass er weg, weit weg ging und Ruhe herrschte, wenn er sich seinem Gehirn entgegenstellte.
Zumindest zu Beginn war es das. Standhaft und tapfer wollte sich Zamuel seinen Gedanken entgegen und sie gleichzeitig zur Rede stellen. ‚Warum belästigt ihr mich? Lasst mich in Ruhe!‘ schrie er ihnen entgegen, aber sie wollten nicht verstummen und mahnten ihn zur Vernunft. Sie sagten ‚Du bist Familienvater, Zamuel, du kannst nicht mehr alles mit einem guten Schuss oder Stück Fleisch lösen. Die Welt ist jetzt komplizierter für dich geworden. Stelle dich dem, das bist du deiner Tochter schuldig. Du willst doch ihr Bestes, oder etwa nicht?‘
Aber gerade das war es, was Zamuel so zusetzte. Woher sollte gerade er wissen, was gut war und was nicht? Er vertraute auf seine Instinkte im Normalfall. Und darauf konnte er sich verlassen, wenn es darum ging, ob er wegrennen oder angreifen sollte. Aber wenn es darum ging, was er seiner Tochter sagen sollte oder was er ihr beibringen sollte, dann waren seine Instinkte stumm.
Irgendwann war aber Zamuel müde geworden mit sich zu streiten und dann versank er in der Stille und er sah nur noch die Wolken oder die Blätter. Er fand für eine Zeit lang auch selber Ruhe, sie hatte einfach auf ihn abgefärbt und dann endlich konnte er sich entspannen. Und zu seiner eigenen Überraschung stand er irgendwann auf um nach Hause zurückzukehren und er hatte, wenn auch vielleicht keine Antworten, aber doch die Gewissheit und das Vertrauen, dass er das Richtige machen werde.

Zum eigenen Entsetzen hatte Zamuel über die Jahre 2 Dinge gelernt.
Zum Ersten: die Probleme und Sorgen, welche einem das eigene Kind machte, wurden immer grösser und bedeutender.
Zum Zweiten: Er hatte sich verändert. Zamuel war nicht mehr der Jäger und Mann der er war. Zamuel stand für Handeln. Doch mittlerweile war auch Nachdenken und Erkenntnisse erlangen zu einem Teil seiner Welt und seines Wesens geworden.
Eigentlich waren es sogar 3 Sachen. Denn er hatte nicht nur akzeptiert, dass diese Entwicklung in Ordnung war. Nein, es war sogar so, dass er glücklich war, dass es so gekommen ist. Im Moment war es nur so, dass die Situation besonders schwierig und heikel war. Seine Tochter stand vor der wichtigsten Entscheidung für ihre Zukunft. Es ging um ihre Berufswahl. Jeder in der Familie wünschte sich, dass sie ihr Potenzial doch bitte ausnutzen sollte. Sie hatte so viel Geschick im Umgang mit den Mächten und Elementen der Erde. Aber nein, der kleine Sturkopf wollte nichts anderes als mit einem Schwert in der Hand durch die Gegend zu streifen und zu jagen. Wie der Vater so die Tochter, hiess es immer wieder in der Familie. ‚Habe ich sie zu oft mit auf die Jagd genommen?‘ fragte er sich nur allzu oft und fühlte sich nicht nur verantwortlich, sondern sogar schuldig.

Für Zamuel war die Flut von Fragen und Gedanken kaum zu bewältigen. Daher war er in letzter Zeit immer öfter und länger hier anzufinden. Und er fand immer schwerer seine Ruhe.
daggy - 31. Mär, 15:54

Tsis, irgendwie scheine ich Probleme mit der Geschichte zu haben. Das Missgeschick will nicht, dass ich da weiter mache... ich habe ja auch eine gute Ausrede. Der böse Handwerker, der meine Zeit geraubt hat, weil meine Therme überprüft werden musste... also seid erst einmal froh, dass ich nach nur 4 (anstelle der angestrebten 2) Tage wieder was veröffentliche. Aber das andere wird bestimmt auch mal nachgeholt.

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